Wochenbericht 3: Wie werde ich im Alter wohnen?

Die dritte DorfMOOC-Woche stand unter dem Thema „Wohnen: Daheim-mit anderen-am Ort“. Dazu gehörte der Austausch über die Zukunftsvorstellungen der Teilnehmer*innen und die verschiedenen Möglichkeiten der Wohnformen. Zudem spielten Barrierefreiheit und Pflegebedürftigkeit eine wichtige Rolle. Die Teilnehmenden wurden ermutigt, sich neben der Wohnbiografie auch schon einmal intensiv mit der Ausstattung ihrer Wohnung/ihres Hauses auseinanderzusetzen und zu prüfen, wo dort Barrieren zu finden sind.

Vielfältige Wohnmöglichkeiten entdecken
Eine Umfrage unter den Teilnehmenden ergab, dass 50% von ihnen mit 65 Jahren in ihrer Wohnung wohnen bleiben wollen. Jeweils 8,3% würden in einem Mehrgenerationenhaus oder an ihrem persönlichen Traum-Ort wohnen wollen, je 12,5 % könnten sich eine WG oder eine ganz andere Option vorstellen. Nur wenige ziehen es in Betracht, in einer Wohnanlage oder einer seniorengerechten Wohnung zu wohnen.

Im Expertenchat der dritten Woche stand Dr. Hartmut Wolter Rede und Antwort. Der Geschäftsführer der Freien Altenarbeit Göttingen e.V. bringt als gelernter Altenpfleger, Gerontologe und Dipl. Pflegepädagoge viel Expertise in sein Herzensthema ein. Die Umfrage zeige, so Wolter, dass es zwischen den eigenen vier Wänden und der absoluten Pflegebedürftigkeit viele weitere Möglichkeiten gäbe. Oft werde darüber aber gar nicht nachgedacht. Er riet den MOOC-Teilnehmenden, sich mehr zu erkundigen, um zu sehen, welche Angebote es gäbe und zu prüfen, ob es sich um Wohnoptionen handle, die den eigenen Wünschen und Vorstellungen entsprächen.
Eine Option biete auch die von Wolter vorgestellte Initiative „Wohnen für Hilfe“ (http://www.wohnenfuerhilfe.info/). Das Konzept umfasst Wohnpartnerschaften, bei dem Mieter vergünstigt bei Vermietern wohnen können und im Gegenzug ihre Hilfe im Alltag anbieten.

Wohnen im Kontext
Annegret Zander betonte gleich zu Beginn des Austauschs am Donnerstagabend, dass Wohnen keine rein individuelle Sache sei, sondern immer in Verbindung zum Dorf und der Nachbarschaft stattfinde. Eine kreativ genutzte Aufgabe im Forum war es deshalb auch, sich über Möglichkeiten zur Kontaktaufnahme auszutauschen. (https://mooin.oncampus.de/mod/forum/discuss.php?d=9490). Hartmut Wolter ergänzte die Idee des Multiplen Hauses, „in dem verschiedene Angebote, Dienstleistungen aber auch gesellige Angebote, zusammengefasst werden, so wie das für den Ort, in dem es steht, passt.“ Für ihn sei es eine wichtige Erkenntnis gewesen, dass sich die meisten Leute so etwas wünschten.
Ist die Grundlage für nachbarschaftlichen Kontakt gelegt, entwickele sich oft eine andere Herausforderung: „Ich glaube es scheuen sich viele Menschen davor, Hilfebedarf anzumelden. Ganz häufig können die Leute sehr gut Hilfe anbieten aber dass man selber mal Hilfe in Anspruch nimmt oder eigenen Bedarf anmeldet, das ist oft auch ein Problem“, sagte Hartmut Wolter. Annegret Zander machte Mut, frühzeitig zu üben, Hilfe anzunehmen, „denn wir werden es brauchen“, ergänzte sie.

Vielfalt in der Pflege
Im Austausch über Wohnen und die Pflege berichteten die Teilnehmer*innen von den umfangreichen aber oft gar nicht zu erfassenden Angeboten, da diese unklar definiert sind. Eine Teilnehmerin schrieb im Forum: „Sie nennen sich Pflegeambulanz, Pflegedienst, Pflegeteam, Sozialstation, Diakoniestation oder gar Bürgerhilfe. und Einrichtungen als Pflegezentrum, Seniorenzentrum, Alten- und Pflegeheim, Altenwohnzentrum, Wohnstift, SBP (Stationäre Betreute Pflege), SDN (Soziale Dienste Nordhorn) daher kommen und sich nirgends auf den ersten Blick erschließt, was genau angeboten wird.“ Hartmut Wolter erklärt, dass genau das gewollt sei: „Es soll eine breite und bunte ‚Pflege-Infrastruktur‘ gegeben sein“, so der Experte. Das habe mit den Grundsätzen der Pflegeversicherung zu tun aber auch mit dem Altersbild: „Das Alter ist eben bunt und vielfältig“. Er sehe aber auch den Nachteil, dass es für Verwirrung sorge, wenn spezielle Begriffe wie „integrierte Tagespflege“ auftauchen.

Barrierefreiheit nicht um jeden Preis
Zur Barrierefreiheit betonte Wolter zwei Aspekte: „Zum einen ist Barriere-Armut oder -Freiheit grundsätzlich immer mit den Menschen, die in der Wohnung wohnen, abzustimmen“, sagte er. Das hieße, nicht alle Stolperfallen auf der Wohnung älterer Menschen herauszuholen, denn dann stolpern sie vielleicht gerade deshalb, weil es für sie ungewohnt ist. Als Paradebeispiel führte er James, den Butler aus „Dinner for one“ an, der sehr kreativ den Tigerkopf auf seinem Weg umgeht. Zum zweiten ließen sich viele Dinge, etwa dunkle Flure oder Treppen, auch durch Beleuchtung verändern, da müsse nicht viel investiert werden. Für Finanzierungen und auch für Rechtliches empfahl Wolter das Forum Gemeinschaftliches Wohnen e.V. (http://www.fgw-ev.de/).