Nachdem es in den vergangen vier DorfMOOC-Wochen viele Anregungen und Ideen für Projekte und Initiativen in den Dörfern gab, ging es in Woche 5 um sinnvolle Organisationsformen für deren Umsetzung. Welche für ehrenamtliche Gruppen sinnvoll sind und wie Fundraising funktioniert waren die Kernfragen der Einheiten.
Die Experten für dieses Thema, auch im Chat am Donnerstag, waren Dennis Pucher und Maik Meid. Pucher ist Sozial- und Kulturwissenschaftler und Geschäftsführer des Unternehmens „denk-strukturen“, das verschiedene Institutionen bei der Projektentwicklung und Finanzierung mit dem Hauptschwerpunkt ländliche Infrastruktur berät. Meid arbeitet als freiberuflicher Berater für Fundraising und Digitale Kommunikation.
Klein beginnen
Der Verein sei momentan der Favorit, wenn es darum gehe, sich zu organisieren, sagte Dennis Pucher zu Beginn des Austauschs am Donnerstagabend. Er betonte: „Es geht immer erst einmal ums Anfangen“. Denn das komme oft zu kurz, so der Experte. „Kleine Projekte, die schnell umsetzbar sind und schnelle Erfolge zeigen, sind meistens viel wichtiger und besser, als gleich das große Rad zu drehen“, sagte Pucher weiter. Dieser Vorlauf mit kleinen getanen Schritten sei wichtig, um später bei der Wahl einer Organisationsform die entscheidenden Fragen „Was haben wir vor?“, „Wo wollen wir hin?“ entsprechend beantworten zu können.
Gemeinsam vorsorgen: Seniorengenossenschaften
„Eine Genossenschaft ist nichts anderes als ein klassisch wirtschaftlich tätiger Verein mit einer festeren Struktur“, leitete Pucher die Thematik Seniorengenossenschaften ein. Die Beteiligung dabei sei weniger ehrenamtlich als vielmehr Selbsthilfe. Für einen bestimmten Einsatz (bspw. Haushalthilfe oder Besorgungen), bekommen Beteiligte ein entsprechendes Entgelt ausgezahlt oder entsprechende Zeit gutschreiben, die später, wenn sie selbst einmal Hilfe benötigen, wiederum in Form von Diensten in Anspruch genommen werden kann.
Seniorengenossenschaften gäbe es in Deutschland verhältnismäßig wenig, sagte Pucher. Es sei ein Trend der nach und nach komme. Derzeit gibt es 80 solcher Seniorengenossenschaften und das hauptsächlich in Süddeutschland, da sie dort gefördert würden. Welchen Schwerpunkt sie haben, sei durchaus unterschiedlich. Einige beschäftigen sich mit der Wohnfrage und entsprächen „Baugenossenschaften“, andere verorteten sich eher in der Altenhilfe und Daseinsvorsorge.
Wie bereits in der Einheit thematisiert, betonte Pucher die Wichtigkeit, von Anfang an den engen Kontakt zum Finanzamt zu suchen. Im Zuge dessen wurden im Chat Sachspenden, Aufwandsspenden und Spendenbescheinigungen, die steuerlichen Vorteile allgemein sowie der Zusammenhang und Unterschied zwischen Sponsoren und Spendern detailliert besprochen.
Organisationsformen gestalten
Zweiter Themenschwerpunkt des Austauschs war das Fundraising. „Fundraising sorgt dafür, dass alle Prozesse, das ganze Know-how im Verein personenunabhängig sind. Es geht um die Sache. Die agierenden Personen sind austauschbar im Sinne von lernender Organisation“, sagte Maik Meid. Es sei ein Prozess, „der auf Langfristigkeit angelegt ist, nicht auf kurzfristige, finanzielle Erfolge zielt.“
Er appellierte an die MOOC-Teilnehmer*innen: „Bitte kein Aktionismus!“ Zur Weihnachtszeit seien die Briefkästen voll mit Spendenbriefen. Zwar sind diese immer noch die am besten funktionierenden und erfolgreichsten Fundraising-Instrumente in Deutschland. Einmal im Jahr sei ein Versand jedoch nicht langfristig sinnvoll, es erziele nicht die gewünschte Wirkung, das müsse häufiger im Jahr erfolgen. Wie beispielsweise der Spendenbrief sinnvoller gestaltet werden kann, damit beschäftige sich Fundraising.
Erklärt und diskutiert wurden weiterhin Online-Fundraising und Crowdfunding sowie die Möglichkeit über Anbieter wie bildungsserver.de online zu bestellen und dabei einen Teilbetrag als Spende zu akquirieren.
Von Mirjam Petermann